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HSD / Erinnerungsort Alter Schlachthof
12.09.2017

Tag des offenen Denkmals

​Rund 400 Besucherinnen und Besucher an der Hochschule Düsseldorf am Tag des offenen Denkmals 2017

Zum dritten Mal beteiligte sich die Hochschule Düsseldorf am Sonntag, 10. September 2017, am Tag des offenen Denkmals. KollegInnen der Hochschulbibliothek und des Erinnerungsortes Alter Schlachthof führten stündlich interessierte BesucherInnen durch die denkmalgeschützte frühere Großviehhalle. Zeitgleich wurde in der Bibliothek eine Präsentation des Fotografen und HSD-Studenten Sugata Tyler über die „Vergessenen Orte des Holocaust“ in der Region Lublin gezeigt. Die eindrucksvollen Bilder waren auf einer Gedenkstättenfahrt des Erinnerungsortes im April/Mai 2017 entstanden.

Erstmals konnte auch eine neue Informations-Stele am Haupteingang des Campus an der Münsterstraße präsentiert werden. Auf ihr hat an prominenter Stelle die Gedenktafel ihren neuen Platz gefunden, die früher an der Schlachthofmauer an der Rather Straße an die Verbrechen der Deportationen erinnerte. Der Bezirksvertretung 1 und ihrer Vorsitzenden Marina Spillner ist für die großzügige Unterstützung bei der Errichtung der Stele sehr zu danken.

Ein erster Höhepunkt des Tages waren der Vortrag und das Zeitzeugengespräch des Holocaust-Überlebenden H. A. Schmitz aus Mönchengladbach, dessen Familiengeschichte mit der Großviehhalle des früheren Schlachthofes verknüpft ist. Als „Mischling“ von den Nazis verfolgt, konnte er selbst dank mutiger Ärzte und Krankenschwestern gerettet werden. Sie versteckten ihn von 1944 bis Kriegsende in einem Krankenhaus in Viersen. Seine jüdische Mutter wurde im Oktober 1944 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und konnte überleben – anders als sein Onkel Walter Levy und seine Großeltern, Karl und Rosa. Sie waren bereits 1942 vom Düsseldorfer Schlachthof aus in die Ghettos Izbica und Theresienstadt deportiert worden. Alle drei wurden ermordet.

Erst nach und nach sind H. A. Schmitz nach dem Krieg diese Verfolgungen in ihren Einzelheiten bekannt geworden. Sie wurden nur selten thematisiert, schon gar nicht außerhalb der Familie – aus Angst vor antisemitischen Anfeindungen. „Sprich mit niemandem davon“, habe die Devise geheißen, so H. A. Schmitz nachdenklich. Den heute noch virulenten Antisemitismus, die starken Ressentiments gegen Geflüchtete beobachtet er aufmerksam und mit großer Sorge. Auch deswegen spricht er heute über seine Erfahrungen.

Auf Einladung des AStA der HSD präsentierte im Anschluss die bekannte Folk-Band „Die Grenzgänger“ nachdenkliche, ergreifende und kämpferische Lieder aus ihrem Programm „Und weil der Mensch ein Mensch ist“. Die „Grenzgänger“ wollen diese Lieder dem Vergessen entreißen und an die Menschen erinnern, die sie als Häftlinge in Gefängnissen und Konzentrationslagern einst verfassten.

Offiziell eingeweiht, das letzte fehlende Stück des Erinnerungsortes: die neue Gedenkstele am Haupteingang der HSD. V.l.n.r. Annette Klinke (BV 1), Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner, Präsidentin Prof. Brigitte Grass, Dr. Joachim Schröder.
Offiziell eingeweiht, das letzte fehlende Stück des Erinnerungsortes: die neue Gedenkstele am Haupteingang der HSD. V.l.n.r. Annette Klinke (BV 1), Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner, Präsidentin Prof. Brigitte Grass, Dr. Joachim Schröder. Foto: Birgül Demirtas/HSD
H. A. Schmitz im Gespräch mit dem Präsidiumsbeauftragten des Erinnerungsortes, Dr. Joachim Schröder.
H. A. Schmitz im Gespräch mit dem Präsidiumsbeauftragten des Erinnerungsortes, Dr. Joachim Schröder. Foto: Andrea Nepomuck/HSD
Sie halten die Erinnerung an längst vergessene Lieder wach: „Die Grenzgänger“.
Sie halten die Erinnerung an längst vergessene Lieder wach: „Die Grenzgänger“. Foto: Joachim Schröder/HSD